
Ein Dutzend Kopenhagener steht vermummt auf dem Zaun des Auswärtsblocks im Westfalenstadion. Eine Hundertschaft zur linken, ein Löschtrupp der Feuerwehr zur rechten Seite. Während die Ordnungsmacht versucht, die Randalierer in Schach zu halten, löscht die Feuerwehr, was zuvor in Brand geraten war. Immer wieder fliegen Leuchtfackeln von einem Block des Dortmunder Stadions in den anderen. Feuerwerkskörper knallen, als würde gerade ins neue Jahr gefeiert. Neben dem Auswärtsblock auf der Anzeigetafel tickt ein Countdown, der nicht im neuen Jahr, dafür aber im Anpfiff der Partie münden soll: Zu diesem Zeitpunkt sind es noch fast anderthalb Stunden bis überhaupt Fußball gespielt wird. Schon jetzt kocht die Stimmung auf den Rängen über.
Dieses seltsame Schauspiel, das sich Anfang September im Vorfeld des ersten Champions-League-Gruppenspiels der Borussia gegen den FC Kopenhagen abspielte, beschäftigt seither beide Vereine. Am heutigen Mittwochabend treffen beide Teams wieder aufeinander—zu einem aus sportlicher Sicht unbedeutenden Rückspiel. Die Brisanz der Begegnung kommt daher in erster Linie von den Rängen.
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Fanfreundschaft als Auslöser
Vor dem Hinspiel hatte es auch schon in der Dortmunder Innenstadt Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fanlagern gegeben. Am Vorabend des Spiels stießen Kopenhagener auf Dortmund-Anhänger. Als kurz darauf die Polizei eintraf, flüchteten die Beteiligten. Als Grund für die Spannungen zwischen Kopenhagener und Dortmund-Ultras gilt die Dortmunder Fanfreundschaft mit den Anhängern des Kopenhagener Vorortklubs Brøndby IF. Der wiederum ist mit dem FC Kopenhagen aufs Ärgste verfeindet. Der Auslöser für die Ausschreitungen im Westfalenstadion war demnach wohl eine übergroße Brøndby-Fahne, die auf der Südtribüne geschwenkt wurde.
Im Vorfeld des nun anstehenden Rückspiels hatte die dänische Polizei dann für ein echtes Kuriosum gesorgt. Mitte Oktober beantragte sie einen Ausschluss aller Dortmundfans vom Spiel in Kopenhagen—ganz offiziell bei der UEFA. Aus Sicherheitsgründen, hieß es in einem offiziellen Statement der Polizei. Der europäische Fußballverband überließ den Dänen die Entscheidung über einen Teilausschluss selbst. Wenig später erhielt der BVB dann doch 1900 Eintrittskarten, was den üblichen 5 Prozent des Gesamt-Kontingents entspricht. Auf die Einnahmen aus dem Ticketverkauf wollte der FC Kopenhagen dann doch nicht verzichten.
Boykott wegen personalisierter Tickets
Wenn am heutigen Mittwoch um 21 Uhr angepfiffen wird, werden trotzdem einige Dortmunder fehlen. Und zwar genau jene, die im Normalfall für gute Stimmung sorgen: die Ultra-Gruppierungen „The Unity“ und die „Desperados“ kündigten bereits vor einigen Tagen an, dem Spiel fernzubleiben. Nicht etwa die Sicherheitslage besorgt die Dortmunder Fanszene. Die Ticketpersonalisierungen sind den Fans ein Dorn im Auge. Nach den Ausschreitungen im Hinspiel stellte die UEFA bereits eine Strafe auf Bewährung gegen Borussia Dortmund aus. Nun wollte der BVB lieber nichts riskieren und hatte daher kurzerhand alle Auswärtstickets in Kopenhagen personalisieren lassen. Jeder Fan, der also eine Karte erwerben wollte, musste seine persönlichen Daten eintragen lassen. Name des Käufers und oftmals sogar die Personalausweisnummer werden notiert und abgespeichert. Eine Horrorvorstellung für Datenschützer—und die Ultras.
„Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass auch Sicherheitsbehörden die Daten nutzen wollen“
In einer gemeinsamen Erklärung auf der Website erklärten beide Gruppen ihren Entschluss, dem Spiel in Kopenhagen fernzubleiben. „Zwar verspricht der Verein, dass die persönlichen Daten der Karteninhaber nur intern genutzt und vertraulich behandelt würden. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass auch Sicherheitsbehörden die Daten nutzen wollen“, heißt es da. Es sei die oberste Priorität der Gruppen, bei jedem Spiel anwesend zu sein, allerdings seien diese Bedingungen für einen Stadionbesuch nicht hinnehmbar, heißt es weiter: „Wir haben uns daher schweren Herzens entschlossen, das Spiel in Kopenhagen nicht zu besuchen“.
Ausschreitungen werden in Kopenhagen aber nicht ausgeschlossen. Einige Ultras aus Dortmund sollen trotzdem anreisen. Die Polizei hat für diesen Fall eine Zone eingerichtet, in der Straftaten härter als üblich geahndet werden. In einer Pressemitteilung der dänischen Polizei heißt es: „Wir führen die strengere Strafzone ein, weil wir leider davon ausgehen, dass es zu Unruhen kommen kann, an denen große Gruppen deutscher und dänischer sogenannter Risikofans aus mehreren verschiedenen Vereinen beteiligt sind.“
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